Einladung zur Naturschutzkonferenz
Einladung zur Jahresversammlung der Naturschutz- und Umweltverbände des Landkreises Harz
Nach den Corona-Einschränkungen kann endlich wieder die Jahresversammlung der Naturschutzverbände stattfinden. Gäste sind wie immer dazu herzlich willkommen !
Tagungsort: Hörsaal C in der Hochschule Harz in Wernigerode
Friedrichstraße 57 – 59 (L 100 von Wernigerode Richtung Elend/Schierke)
Termin: Sonnabend, den 25.2.2023, 9.00 Uhr
Vorgesehener Ablauf:
9.00 Uhr Eröffnung
9.15 – 9.30 Dr. Uwe Wegener: Rückblick und Ausblick auf Tagungen der
Naturschutz- und Umweltverbände
9.30 – 10.30 Kurzberichte der Verbände und Diskussion (BUND, NABU)
10.30 – 11.00 Kaffeepause
11.00 – 12.00 Fortsetzung der Kurzberichte (GFN, Förderkr., LPV, IG Quedl.)
12.00 – 12.30 Bericht der UNB über die Zusammenarbeit mit den
Naturschutzbeauftragten des LK Harz
12.30 – 13.30 Mittagspause
13.30 – 14.00 Zusammenfassung der Berichte des Vormittags und Ausblick
auf das Jahr 2024
14.00 – 15.00 Dr. Hans-Ulrich Kison: Die Flora des Nationalparks Harz –
Welche Walddynamik ist im Klimawandel zu schützen?
Gäste sind wie immer herzlich willkommen!
Die Pausenversorgung übernehmen Ines Tasin und Christian Niehoff
aus Ilsenburg
Im Namen der Umweltverbände:
Bund für Umwelt Naturschutzbund Förderkreis für Vogelkd. Ges. zur Förderung IG Ornithologie
und Naturschutz Deutschland e.V. und Naturschutz am des NLP Harz e. V. und Naturschutz
Deutschland e.V. (NABU) Museum (GFN) Quedlinburg e.V.
(BUND). Heineanum e. V.
I.A. Uwe Wegener
Arbeitsplan 1. Halbjahr 2023
Die Mitgliederversammlungen der Interessengemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Quedlinburg im 1. Halbjahr 2023
Die Mitgliederversammlungen der IG Ornithologie und Naturschutz finden wie schon seit vielen Jahren jeweils am 2. Mittwoch des Monats im Einsteinraum der Kreis-Volkshochschule in Quedlinburg statt. Sie beginnen jeweils 19 Uhr. Dauer ca. 2 h.
Die Mitgliederversammlungen sind öffentlich, sie beinhalten immer einen Vortrag (Dauer ca. 1 h), zu dem Gäste herzlich eingeladen sind. Diese Vorträge sind auch Gegenstand des Kursangebotes der Kreisvolkshochschule. Wir empfehlen eine telefonische Teilnahmeanmeldung bei der Kreisvolkshochschule - Tel.: 03946 524030. Die Teilnahme an diesem speziellen Kursangebot ist kostenfrei.
Im 1. Halbjahr 2023 finden folgende Vortragsveranstaltungen statt:
11. Januar 2023
Vortrag: „Die Vogelwelt an der Feuchtstelle „Zuckerbusch“
Referent: Uwe Nielitz
Nördlich der Gemeinde Frose erstreckte sich früher der See von Frose. Dieses Feuchtgebiet wurde in Zusammenhang mit dem Abbau der Braunkohle von Nachterstedt vollständig entwässert. Mit der Beendigung des Bergbaus und der Flutung der Tagebaurestlöcher steigt der Grundwasserspiegel wieder an. Das neu entstehende Feuchtgebiet zieht viele Vogelarten magisch an. In seinem Vortrag berichtet Uwe Nielitz (Aschersleben) von seinen Vogelbeobachtungen am „Zuckerbusch“.
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8. Februar 2023
Vortrag: Estland - Landschaft und Pflanzenwelt
Referent: Armin Hoch
In seinem Power-Point-Vortrag stellt Armin Hoch (Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz ) einzigartige Landschaften im Norden und Westen von Estland vor. Beginnend im Lahemaa-Nationalpark am Finnischen Meerbusen mit kleinen Fischerorten und großen Findlingen, einzigartigen Moorlandschaften, Flüssen, Binnenseen, Laubwiesen und Kalksteppen führt die Exkursion des Arbeitskreises Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt über die Hauptstadt Tallinn weiter zum Vilsandi-Nationalpark auf Saaremaa, der größten Insel Estlands. Von den vorgefundenen 578 Pflanzenarten werden die wichtigsten im Bild vorgeführt.
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8. März 2023
“Südseeinseln im Harz”
Referent: Dr. Hartmut Knappe
Korallenriffe sind nicht nur heute in tropischen Meeren zuhause. Bereits im Erdaltertum gab es solche Unterwasserberge. Zwei davon existierten auch im Harz, als dieser auf seiner kontinentalen Weltreise die Tropenzone querte. Den Werdegang der beiden Altriffe bei Elbingerode und Bad Grund hat der Geologe Dr. Hartmut Knappe (Wernigerode) von ihrem Ursprung bis in die Gegenwart erforscht. Dabei ist er auf bislang unbekannte Zusammenhänge gestoßen, die u. a. erstaunliche Parallelen zur heutigen klimatischen Entwicklung auf der Erde erkennen lassen. Der Wissenschaftler “befragte” dazu einstige Zeitzeugen, die er in eindrucksvollen Bildern vorstellt.
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12. April 2023
Die Nutzung der Harzwiesen
Referent: Dr. Uwe Wegener
Die Bergwiesen im Harz haben eine lange Geschichte. Sie sind nicht nur bedeutsam für die Landwirtschaft im Harz gewesen, sondern es sind auch Kulturrelikte einer längst vergangenen Zeit. Im Vortrag von Dr. Uwe Wegener (Halberstadt) wird auf die Wiesenversuche der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg von 1953 bis 1965 und auf die wasserwirtschaftlichen Grünlandversuche eingegangen. Die 1990er Jahre brachten einen erneuten Wandel in der Nutzung der Bergwiesen. Heute sind Bergwiesen in erster Linie Objekte des Naturschutzes mit ihrer biologischen Vielfalt.
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10. Mai 2023
Rafflesia – die größte Blume der Welt
Referent: Horst Rudolph
Mit einem Blütendurchmesser von mehr als einem Meter gilt die Rafflesia als großes Wunder der Pflanzenwelt. Diese eigenartige Pflanze lebt parasitär auf einer weinrebenartigen Liane. Sie kommt ausschließlich in den tropischen Regenwäldern Südostasiens vor. Erst nach einer Entwicklungszeit von mehr als einem Jahr öffnen sich die Blütenknospen. Eine blühende Rafflesia zu finden, ist ein äußerst seltenes Ereignis, denn die Blühdauer beträgt nur 3 Tage!
Über dieses Erlebnis und viele andere interessante Entdeckungen in den Regenwäldern Borneos berichtet Horst Rudolph (Quedlinburg) in einem Reisebericht.
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14.Juni 2023
Kurzvorträge: Naturerlebnisse der Mitglieder der Interessengemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Quedlinburg
Die Mitglieder der IG berichten in Kurzvorträgen von ihren individuellen Naturbeobachtungen. Gleichzeitig wird auch über aktuelle Probleme des Natur- und Umweltschutzes der heimatlichen Region informiert. Exkursionsberichte ergänzen die Vortragsveranstaltung.
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Keine Windenergieanlagen auf Waldflächen
Der deutsche Wald entlastet laut Kohlenstoffinventur 2017 die Atmosphäre jährlich um rund 62 Mio. Tonnen Kohlendioxid. Damit kompensiert er ca. 7 % der Emissionen in Deutschland. Der Wald und jeder Einzelbaum ist damit das wichtigste natürliche Instrument zur Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Das Besondere dabei ist, dass die entsprechende Kohlenstoffmenge langfristig aus dem CO2-Kreislauf entnommen und festlegt wird. Diese Entnahme funktioniert jahraus, jahrein und im Gegensatz zu eventuellen technischen Verfahren praktisch kostenfrei. Deswegen ist jeder m² Waldfläche so wertvoll und muß deswegen als Waldfläche erhalten werden. Deswegen haben sich die Mitglieder der IG Ornithologie und Naturschutz Quedlinburg an Landrat Balcerowski mit der Bitte um Unterstützung dafür gewendet zu verhindern, das Waldflächen im Harz zu Standorten für Windenergieanlagen umgewandelt werden. An Landrat Balcerowski wurde folgendes Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Landrat Balcerowski,
vor einiger Zeit war in der Mitteldeutschen Zeitung den Harz betreffend die Meinung zu lesen, dass die erheblichen Kahlschlagflächen wohl für lange Zeit in einem wüsten Zustand verbleiben würden und dass deswegen zu prüfen wäre, ob derartige Flächen nicht für die Aufstellung von Windenergieanlagen genutzt werden könnten. Wir möchten Ihnen dazu nachfolgend unsere Beobachtungen und unseren Standpunkt mitteilen.
Als Naturschützer beobachten wir sehr aufmerksam das Geschehen in der Natur und vor allem auch in den Wäldern des Harzes. Wir haben mitgelitten, als durch das Sturmgeschehen des Orkans Kyrill (18. Januar 2007) an den Harzwäldern große Schäden entstanden waren und sich ein ähnliches Geschehen bedingt durch den schweren Sturm Friederike im Januar 2018 wiederholte. Diese Schäden wurden alle übertroffen durch die Borkenkäferkalamität, die seit 2020 – vor allem in Verbindung mit der Niederschlagsarmut der letzten Jahre - den Harzwäldern im ungeahnten Maße zugesetzt hat.
Als Naturschützer sehen wir nicht nur die großen jetzt baumfrei gewordenen Flächen, sondern auch die Bemühungen der Waldbesitzer um die Wiederaufforstung der betroffenen Flächen, die bereits nach dem Sturmgeschehen von 2007 eingesetzte haben und nun fortgesetzt werden. Wir sehen die Erfolge dieser Arbeit, wir sehen auch die Probleme, die dabei zu lösen sind und wir sehen auch partielle Mißerfolge. Wir erleben aber vor allem die gewaltige Dynamik der natürlichen Wiederbewaldung, die natürlich Zeit erfordert.
Unsere Beobachtungen können so zusammengefasst werden: Der Wald lebt !
Natürlich hat er dabei sein eigenes biologisches Zeitmaß.
Es ist nicht so, dass die Kalamitäten der letzten Jahre für Jahrzehnte Brachflächen hinterlassen. Es besteht kein Anlass dafür, für diese vermeintlich wüsten Flächen neue Nutzungen zu suchen, z. B. für die Errichtung von Windenergieanlagen. Wir wenden uns als Bürger des Harzkreises und als Naturschützer entschieden dagegen, Windenergieanlagen oder Solaranlagen auf temporär baumfreien Flächen innerhalb der Harzwaldflächen zu errichten. Damit würde das komplexe biologische Funktionieren des wieder heranwachsenden Waldes mit seiner Tier- und Pflanzenwelt empfindlich gestört und dauerhaft in Frage gestellt werden. Die großflächigen und unverbauten Waldungen des Harzes sind gleichzeitig von enormer und wachsender Bedeutung für die touristische Wertigkeit unserer Region. Diese Wertigkeit darf ebenfalls nicht in Frage gestellt werden. Dabei ist immer zu berücksichtigen, dass Windenergieanlagen oder auch Solaranlagen nicht für einen kurzen Nutzungszeitraum errichtet werden, sondern mit ihrer Existenz Bestandschutz erreichen.
Bei der Abwägung der Flächennutzung als Lebensraum Wald und/oder touristischer Erlebnisbereich oder als Standort für die Gewinnung regenerativer Energie lassen wir uns auch von den Pressemitteilungen leiten, wonach Sachsen-Anhalt mit den vorhandenen Anlagen bereits überschüssige regenerative Energie produziert.
Sehr geehrter Herr Landrat Balcerowski,
bitte setzten Sie sich dafür ein, dass nicht der neu heranwachsende Wald dauerhaften Schaden erleidet durch den Bau insbesondere von Windenergieanlagen auf jetzt vermeintlich langfristig geschädigten Waldflächen. Wir fordern den Fortbestand des Schutzes von Waldflächen und Flächen in Landschaftsschutzgebieten vor einer Errichtung von Windenergieanlagen.
Jungwald nach dem Sturmschaden von 2007 (mit hohem Anteil 2022 bereits fruchtender Esskastanien)
Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze
Eine amerikanische Zapfenwanzenart breitet sich auch in Deutschland aus
Jetzt im Herbst kann man öfter der Amerikanischen Kiefern- oder Zapfenwanze , Leptoglossus occidentalis Heidemann, 1910, begegnen. Die erwachsenen Tiere dieser Art suchen zum Überwintern geschützte, warme Räume auf und gelangen so regelmäßig in Häuser und Wohnungen. Als reine Pflanzensaftsauger sind sie, trotz ihres langen Stechrüssels, für den Menschen ungefährlich und harmlos und lediglich als „Lästlinge“ zu bewerten.
Die bis 2 cm langen Wanzen gehören zur Familie der Randwanzen (Coreidae). Die rotbraun gefärbten Tiere haben lange Fühler und Beine. Ganz charakteristisch sind die verbreiterten Schienen (Tibia) an den Hinterbeinen, wodurch sie unverwechselbar mit anderen heimischen Rand- oder Lederwanzen ist. Der Hinterleib ist gelb mit dunklen Querbändern gezeichnet. Diese Zeichnung wird aber durch die Flügel verdeck, so dass bei geschlossenen Flügeln lediglich eine schwarz-weißlich Streifung der Hinterleibsränder sichtbar ist. Auf den Flügeln trägt sie ein meist nur schwach gefärbtes Zickzack-Muster. Die Tiere besitzen einen langen Saugrüssel, der beim Laufen unter den Körper geklappt ist und dessen Spitze bis zur Mitte des Hinterleibes reicht. Die Wanzen sind gute Flieger, die beim Flug ein hörbar summendes Geräusch erzeugen. Bei Berührung, sondern sie, wie viele andere Wanzen, ein Duftsekret ab.
Wie der Name zeigt, stammt diese Art ursprünglich aus dem Nordwesten Nordamerikas.
In Europa wurde sie erstmals 1999 in Italien gesichtet. Da sie sehr anpassungsfähig ist und sich von den verschiedensten Nadelbaumarten (Kiefern, Douglasie, Weiß-Tanne)ernähren kann, konnte sie sich seither als Neueinbürger (Neozoon) weit in Europa ausbreiten. 2006 wurde das erste Exemplar in Deutschland nachgewiesen.
Die in geschützten Verstecken überwinternden Weibchen legen ab Ende Mai ihre Eier an die Nadeln ihrer Wirtsbäume. Die Larven, als Nymphen bezeichnet , schlüpfen nach ca. 2 Wochen und saugen an Nadeln und Zapfen. Insgesamt durchlaufen sie 5 Nymphenstadien und erreichen etwa im August das Erwachsenenstadium.
In ihrer Heimat wird diese Art in Samenplantagen als Schädling eingestuft, Mit ihrem Saugrüssel können sie in den Zapfen bis zu den Samen vordringen und diese durch ihr Saugen schädigen. In Europa und speziell Deutschland, wurden bisher keine Schäden beobachtet.
Abbildungen: Dr. Edgar Schliephake
Die Herbst-Wendelorchis im Jahr 2022
Ergebnisse der Erfassung blühender Pflanzen im August 2022
Die Herbstwendelorchis (Spiranthes spiralis) ist ein besonderes Kleinod unserer heimatlichen Orchideen-Flora.
Bild: Norbert Rußwurm
Ein Blick auf die Verbreitungskarte Deutschland (FloraWeb) dieser sehr seltenen Art zeigt, dass diese Orchidee im mittleren Deutschland im Aussterben begriffen ist. Neben Verbreitungsschwerpunkten in Bayern weist Spiranthes spiralis nur im Nordharzvorland und insbesondere im Raum Rieder-Ballenstedt beachtliche Vorkommen auf. In 6 Bundesländern ist die Art ausgestorben. Die Herbstwendelorchis ist eine typische Pflanzenart des Mittelmeerraumes. Mit der Ausbreitung der Wander-Schafhutung auch in Mitteleuropa ist diese Orchideenart als Kulturfolger bei uns eingewandert. Unterbleibt eine an die Ansprüche von Spirantes spiralis angepaßte Schafhutung, droht ein Aussterben dieser Art. Spiranthes spirales bildet ab Ende der Blütezeit im September Blattrosetten aus, die den Winter überdauern und sich bei ausreichender Frühjahrsfeuchte bis zum Einsetzen der Sommertrockenheit optimal entwickeln und dann absterben. Sommerniederschläge regen nach einer Ruhepause zum Austrieb der Blütenstände an. Es ergibt sich die Frage, wie diese Art bei uns mit den Temperatur- und Niederschlagsbedingungen der letzten Jahre zurechtkommt. Die diesjährige Zählung blühender Pflanzen hat ergeben, dass gegenüber den Vorjahren mit 20 bis 40 % ein deutlicher Rückgang der Anzahl blühender Pflanzen zu verzeichnen ist. Dies ist eine starke Reaktion auf die extreme Frühjahrs- und Sommertrockenheit insbesondere des Jahres 2022.
Es ist bekannt geworden, dass die Schafhutung in den Vorkommensgebieten zukünftig unterbleiben könnte. Dies würde die Vorkommen von Spiranthes spiralis allerdings stärker in ihrem Fortbestehen gefährden als die gegenwärtige Tendenz einer Reduzierung der Niederschlagsmenge in der Vegetationszeit. Die hohen Sommer-Temperaturen dieses Jahres stellen vermutlich keinen entscheidenden Negativfaktor für die Herbstwendelorchis dar
Arbeitsplan Herbst 2022
Öffentliche Vortragsveranstaltungen der IG Ornithologie und Naturschutz Quedlinburg 2022 im Rahmen von Mitgliederversammlungen der Naturschutzgruppe
im Zeitraum von September – November 2022
14. September
Kurzvorträge: Naturerlebnisse der Mitglieder der Interessengemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Quedlinburg
Themen: Die diesjährige Naturschutzexkursion zum Schaalsee, Beobachtungen zur Artenvielfalt von Vögeln im Hausgrundstück, Wiederbewaldung und Aufforstung von forstlichen Flächen im Unterharz
Die öffentliche Vortragsveranstaltung findet am Mittwoch, dem 14. 9. 2022, 19 Uhr, in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule im Bildungshaus „Carl Ritter“ Raum „Einstein“, Quedlinburg , Heiligegeiststraße 8, statt. Bedingt durch die begrenzte Teilnehmeranzahl ist eine Teilnahme nur nach Anmeldung bei der Kreisvolkshochschule in Quedlinburg möglich. Telefon: 03946 524030
12. Oktober
Der Wolf in Sachsen-Anhalt- aktuelles Wissen
Referentin: Anja Weber
Im Jahr 2013 leben sechs, 2019 schon 15 Wolfsrudel in Sachsen-Anhalt. Im Monitoringjahr 2020/21 wurden 22 Rudel und drei Paare auf der Landesfläche sowie sechs grenzübergreifende Rudel nachgewiesen. Seit 2017 wird die Beobachtung der Entwicklung der Wolfspopulation sowie die Organisation des Schutzes der Nutztierbestände durch das Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) organisiert, durchgeführt und fachlich begleitet. In ihrem Vortrag stellt A. Weber vom WZI den aktuellen Wissensstand zur Wolfspopulation in Sachsen-Anhalt vor.
Die öffentliche Vortragsveranstaltung findet am Mittwoch, dem 12. 10. 2022, 19 Uhr, in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule im Bildungshaus „Carl Ritter“ Raum „Einstein“, Quedlinburg , Heiligegeiststraße 8, statt. Bedingt durch die begrenzte Teilnehmeranzahl ist eine Teilnahme nur nach Anmeldung bei der Kreisvolkshochschule in Quedlinburg möglich. Telefon: 03946 524030
9. November
Bergwanderung zu den eisigen Höhen des Transalai-Gebirges –ein Bildbericht
Referent: Norbert Rußwurm
Die höchsten Berge Kirgisiens erreichen mehr als 7 000 m Höhe. Sie sind nur nach einer langen Akklimatisationszeit und anstrengendem Aufstieg erreichbar. Beginnend in den Steppen des Ferghanatals führt der Weg an Bergseen und mächtigen Gletschern vorbei über hochalpines Gelände bis ganz nach oben. Norbert Rußwurm (Quedlinburg) hat dabei die alpine Tier- und Pflanzenwelt beobachtet.
Die öffentliche Vortragsveranstaltung findet am Mittwoch, dem 9.11. 2022, 19 Uhr, in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule im Bildungshaus „Carl Ritter“ Raum „Einstein“, Quedlinburg , Heiligegeiststraße 8, statt. Bedingt durch die begrenzte Teilnehmeranzahl empfiehlt sich für die Teilnahme eine Anmeldung bei der Kreisvolkshochschule in Quedlinburg : Telefon: 03946 524030
Eine Spinne aus dem warmen Süden zieht es in den Norden
Die Dornenfingerspinne – eine Spinne, die nicht gestört werden will.
Ein nicht ungefährlicher Bewohner des Trockenrasens findet sich zunehmend im nördlichen Harzvorland, die Dornenfingerspinne Cheiracanthium punctorium (Villers, 1789), auch kurz Dornenfinger genannt. Ursprünglich eine wärmeliebende, mediterrane Art, hat sie sich immer weiter in den Norden ausgebreitet. Sie bevorzugt warme, extensiv bewirtschaftete, offene Biotope wie Wiesen, Trockenrasen, Waldlichtungen oder Randflächen von Waldrändern oder Gräben.
Jetzt im Hochsommer baut das Weibchen zur Eiablage auffällige Gespinste. Sie lebt nun in diesen relativ stabilen Gespinsten und wachen über die heranwachsenden Jungtiere.
Der Dornenfinger ist eine echte Webspinne. Ihr Körper ist bis 1,5 cm hat, dazu kommen noch die körperlangen Beine. Der Vorderkörper, Prosoma genannt, ist blass rot-orange gefärbt. Der Hinterleib, das Ophistosoma, ist gelblich bis olivgrün mit einen diffusen Rückenstreifen. Die langen Beine sind gelb-bräunlich mit dunklen Fußenden (Tarsen). Auffällig sind die orange-braunen, kräftigen Kieferklauen, Cheliceren genannt, die in den dunklen, schwarz gefärbten Giftklauen enden.
Ihre Besonderheit ist, dass diese Kieferklauen so stark sind, dass diese Spinne als eine der wenigen heimischen Spinnen die Haut des Menschen durchstechen und ihr Gift injizieren kann. Der Biss wird als sehr schmerzhaft empfunden, ähnlich dem einer Wespe oder Biene. Beschrieben wird, dass sich nach kurzer Zeit an der Bissstelle ein brennender Schmerz einstellt, der sich über das betroffene Glied erstrecken kann. Meist verschwinden diese Symptome nach 1 bis 2 Tagen, Todesfälle oder dauerhafte Schäden sind nicht bekannt.
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Die Spinnen gehen meist nachts auf Jagd und jagen hauptsächlich Insekten, die sie mit ihrem Gift töten und aussaugen. Tagsüber ruhen sie in rundlichen Ruhegespinsten in der niederen Krautschicht. Die Männchen spinnen ihr Ruhegespinst an der Seite der Gespinste der sich entwickelnden Weibchen. Nach deren letzter Häutung durchbrechen die Männchen zur Paarung die Gespinstwand und begatten die jungen Weibchen. Die befruchteten Weibchen bauen zur Brutpflege ein bis hühnereigroßes, sehr dichtes und festes Brutgespinst in den oberen Enden von Grashalmen und Pflanzenstängeln. Dieses wird gelegentlich noch mit einem lockere äußerlichen Gespinst überzogen. In diesem Brutgespinst legt sie die Eier in einem Eikokon ab, der meist 80 bis 100 Eier enthält. Die jungen Spinnen, die nach etwa 3 bis 5 Wochen schlüpfen, verbleiben im Brutgespinst unter dem Schutz der Mutter.
Bei Beschädigung des Gespinste droht die Mutter sofort mit ihren Chelizeren und versucht, etwaige Angreifer zu beißen und zu vertreiben. Daher sollte tunlichst vermieden werden, diese Gespinste zu öffnen oder zu zerstören.
Das Brutgespinnst am Ende von Grashalmen |
Bei Beschädigung des Gespinste droht die Mutter sofort mit ihren Chelizeren |
Im Herbst, in der Zeit von Oktober bis November, öffnet die Mutter das Brutgespinst und entlässt die Jungen in die Freiheit. Diese überwintern in Gespinsten geschützt in Bodennähe. Das Spinnenweibchen selbst verbleibt meist im Gespinst und verstirbt hier.
Alle Aufnahmen: Dr. Edgar Schliephake
Der Japanische Schnurbaum
Der Japanische Schnurbaum - ein Straßenbaum für den Klimawandel
Der Japanische Schnurbaum in Quedlinburg Im Juli eine Fülle honigreicher Blüten
Die Wärme und die Trockenheit der letzten Sommer zwingen dazu zu prüfen, welche Baumarten unter diesen Bedingungen am besten für die Verwendung als Straßengrün bzw. für den innerstädtischen Bereich geeignet sind. Langjährige Erfahrungen zeigen, dass sowohl die Winter- als auch die Sommerlinde unschlagbar sind in ihrer Eignung als Straßenbaum- allerdings unter der Bedingungen, dass der Straßenraum dafür ausreichend groß ist. Sowohl der Spitz- als auch der Bergahorn dürften weniger gut für ein heißer werdendes Stadtklima geeignet sein. Bei der Prüfung bislang wenig verwendeter Baumarten ist zu berücksichtigen, dass auch die Winter milder geworden sind und längere Perioden mit Temperaturen von – 25° kaum noch zu erwarten sind. Eine Prüfung neuer Baumarten auf Eignung als für innerstädtischer Bereiche bedeutet nicht, dass dafür nur bislang gar nicht in Betracht gezogene Baumarten zu bewerten sind. Schon immer wurden durch die für das Baumgrün verantwortlichen Stadtverwaltungen wenig bekannte Baumarten in Anbauversuche einbezogen. Es kommt jetzt darauf an, neue Anbauerfahrungen aus diesen Anbauversuchen abzuleiten. Auch in Quedlinburg besteht eine solche Möglichkeit. Bereits vor mehr als 30 Jahren erfolgte im Harzweg im Bereich der Aral-Tankstelle die Pflanzung einer Baumart, die schon damals für ihre Hitzetoleranz und gute Eignung als Straßenbaum bekannt war. Es handelt sich um den Japanischen Schnurbaum ( Styphnolobium japonicum ) (alt: Sophora japonica).Dieses Gehölz, dass zu den Schmetterlingsblütlern gehört zeichnet sich dadurch aus, dass die Blüte erst im Juli- August erfolgt. Auch die Quedlinburger Schnurbäume stehen jetzt in voller Blüte und sind dabei von vielen Bienen umschwärmt.
Blütenstand und Blätter
Bei Neupflanzungen im Stadtbereich sollte der japanische Schnurbaum unbedingt Berücksichtigung finden.
Breitet sich die Steppe aus ?
Floristische Beobachtungen im Sommer 2022
In Zusammenhang mit dem Bau der B 6n – der heutigen A 36 – wurden Maßnahmen der Flurneuordnung realisiert. Diese beinhalten auch eine Bereitstellung von Flächen für Maßnahmen des Natur- und Umweltschutzes. Konkret wurde ein Streifen bisheriger landwirtschaftlicher Nutzfläche entlang des Naturschutzgebietes Harslebener Berge – Steinholz aus der regulären Ackernutzung herausgenommen und der natürlichen Sukzession überlassen. Es ist heute nicht mehr ganz klar, welches vorrangige Ziel dabei verfolgt wurde. In Betracht kommen der nachhaltige Schutz seltener Ackerwildkräuter, die in diesem Bereich Vorkommen besitzen oder die Entwicklung von Trockenrasengesellschaften. Zu erwarten ist, dass ohne Schaf-und Ziegenhutung auf lange Sicht gesehen eine Verbuschung der Stilllegungsfläche einsetzt. In den ersten Jahren nach der Stilllegung breite sich auf den gut mit Nährstoffen versorgten Flächen der Löwenzahn aus. Im Frühjahr erstrahlten die Flächen im satten Gelb. Heute bietet sich ein anderes Bild. Die aktuelle Artenzusammensetzung zeigt, dass noch nicht erkennbar ist, in welche Richtung die natürliche Sukzession führt. Es sind Vertreter der Trockenrasengesellschaft zu finden, aber auch Arten, die zu den Saumgesellschaften gehören oder gar für ruderale Bereiche ( nährstoffreiche Siedlungsbereiche) typisch sind. Es überwiegt zum Teil das Bild einer bunt blühenden Wiesensteppe. An anderen Stellen in Ackerrandnähe breiten sich immer mehr Glatthaferbestände (Arrhenatherum elatius) aus , die konkurrenzschwache Arten völlig verdrängen. Es ist deutlich zu erkennen, dass alle Ackerwildkräuter Verlierer der Stilllegung sind – ihr Erhalt erfordert eine extensive Ackernutzung mit gelegentlicher Bodenbewegung ohne Düngereintrag und ohne Pestizidbehandlung. Nur an einer Stelle fanden wir bei einer Exkursion der IG Ornithologie und Naturschutz einen gut entwickelten kleinen Bestand von Feldrittersporn (Consolida regalis) Hier war der Boden durch die Drillschare bewegt worden, ohne dass eine dichte Getreideansaat erfolgte – ein typischer Vorgewende-Bereich. Die trockenen letzten Jahre haben die Verbreitung der Gelben Skabiose (Scabiosa ochroleuca) und der Sichelmöhre ( Falcaria vulgaris) sehr begünstigt. Häufiger ist der in Deutschland sehr seltene Windsbock (Rapistrum perenne) geworden, eine typische Pflanze der mitteldeutschen Lößtrockengebiete, deren oberirdische Teile als Pflanzenball vom Wind über die unverbuschte Fläche getrieben werden. Bemerkenswert ist die begonnene Einwanderung des Adonisröschens (Adonis vernalis)in die Stilllegungsflächen – aber nur dort, wo es einen Altbestand reichlich blühender Pflanzen gibt. Der Baumbestand der Südseite des Steinholzes ist besonders stark durch den Florenwechsel geprägt. Viele Altkiefern sind abgestorben. Dazwischen stehen in üppigem Grün junge Traubeneichen (Quercus petraea), die hier natürliche Standorte hat. Es ist sicher richtig, die umgefallenen Altkiefern nicht zu beräumen. Sie sind ein Schutz für junge Eichen und eine noch viele Jahre fließende Nährstoffquelle. Für die Verbreitung der Eichen sorgt der Eichelhäher. Für die schnelle und durchgängige Wiederbegrünung ist aber auch eine gezielte Ansaat der Traubeneiche erforderlich. Dies hat die Stadt Quedlinburg auch vor. Es zeichnet sich ab, dass auch junge Eichen in diesem Jahr viele Früchte (Eicheln) tragen werden = Mastjahr. Dies sollte für die geplante Ansaat genutzt werden.
Stilllegungsfläche am Fuß der Harslebener Berge (NSG) Stilllegungsfläche am Rande des Steinholzes(NSG)
Sichelmöhre Gelbe Flockenblume
Windsbock Ackerrittersporn
Dichter Glatthaferbestand Ein Adonisröschen am bisherigen Ackerrand
Abgestorbene Kiefer Kräftiges Wachstum der Traubeneichen
Terminveränderung der Juni-Mitgliederversammlung
Hinweis auf Terminveränderung der Juni-Mitgliederversammlung
Aus technischen Gründen findet die Juni- Mitgliederversammlung nicht am Mittwoch, den 8. Juni, sondern am Mittwoch, den 15. Juni, statt. Die Mitgliederversammlung findet wie immer im Quedlinburger Bildungshaus der Volkshochschule, Heiligegeiststraße 8, statt. Beginn 19 Uhr.
Im öffentlichen Vortragsteil berichtet unser Referent Ole Anders (Nationalpark Harz) über die Luchse im Harz - vom Wald in die Agrarlandschaft.
Im Jahr 2000 startete die Wiederansiedlung des Luchses im Harz. Inzwischen hat sich eine vitale Population der großen Katzenart im nördlichsten deutschen Mittelgebirge entwickelt. Langsam aber stetig breitet sich der Luchs über die Grenzen des Harzes hinaus in die Agrarlandschaft aus. Alle westeuropäischen Luchsvorkommen sind jedoch sehr klein und manche leiden bereits unter einer teils dramatisch geringen genetischen Diversität. Inzuchterscheinungen drohen. Die Vernetzung der Vorkommen ist dringend erforderlich. Vor welchen Herausforderungen aber auch Chancen steht der Schutz des Luchses im Harz, in Deutschland und in Europa? Der Vortrag gibt dazu einen Überblick.
In den zurückliegenden Monaten konnten an unseren Mitgliederversammlungen Corona-bedingt nur maximal 20 Personen teilnehmen.
Wir freuen uns sehr über die jetzt erfolgte Lockerung der Abstandsregelung. Dadurch können am Vortrag zum Thema „Der Luchs im Harz“ in begrenzter Anzahl auch Gäste teilnehmen. Es ist aber eine Teilnahmeanmeldung erforderlich. Diese ist unter der Telefonnummer 03946 524030 bei der Kreisvolkshochschule möglich.
Neues zur Waldtulpe
Ein weiteres Vorkommen der Waldtulpe (Tulipa sylvestris) in der Region Quedlinburg
Seit einiger Zeit ist bekannt, dass es an der Straße von Harsleben nach Westerhausen ein Vorkommen der Waldtulpe gibt. Es befindet sich dort, wo von Harsleben bzw. Quedlinburg kommend, rechts von der Straße die Ackerflächen an die Waldfläche stoßen. In diesem Jahr zeigen sich hier viele blühende Exemplare (Abb. 1).
Im Bereich dieser Fläche wurden leider auch Holzhäckselmassen und sonstiger Abfall entsorgt. Dies hat natürlich den Bestand beeinträchtigt. Es droht auch ein Überwachsen des Bestandes durch viele Jungbäume. Sicher im Zuge der letzten Straßenbaumaßnahmen gelangten auch einige Zwiebeln in den Bereich der unmittelbaren Straßenböschung. Hier kann sich ein neues Teilvorkommen etablieren. Die Waldtulpe zeichnet sich im Gegensatz zu anderen Wildtulpenarten dadurch aus, dass nicht blühfähige Zwiebeln einen hohlen Trieb ausbilden, der nicht senkrecht nach unten wächst ( bis die neue Zwiebel für das nächste Jahr eine für sie optimale Tiefe gefunden hat), sondern waagerecht von der Ausgangszwiebel fort. Am Ende des hohlen Triebes wird die Zwiebel für das Folgejahr angelegt. An der Basis der alten Zwiebel kann außerdem eine Tochterzwiebel gebildet werden. Im günstigsten Fall kann sich die Anzahl der Zwiebeln eines Bestande auf diese Art und Weise jährlich verdoppeln. Der recht komplizierte vegetative Vermehrungsvorgang wurde von JÄGER 1973 ausführlich beschrieben: https://www.zobodat.at/pdf/Hercynia_10_0429-0448.pdf
Der seitlich wachsende Trieb erreicht in der Regel eine Länge von 10 bis 25 cm. Um diesen Betrag kann sich ein Bestand der Waldtulpe jährlich seitlich ausdehnen. Selbst unter optimalen Bedingungen (Gartenland) wird dieser Betrag nur selten erreicht (Abb. 2).
Eine Vermehrung über Samen ist möglich. In der freien Natur wird sie eher nicht wirksam. T. sylvestris ist eine autotetraploide Form. Hier ist mit geringen Keimquoten der Samen zu rechnen. Außerdem blüht in der Regel nur ein sehr geringer Anteil der vorhandenen Pflanzen.
Eine Kontrolle des oben beschriebenen Standortes ergab eine Überraschung, Er setzt sich auch auf der linken Strassenseite in einem Jungwaldbereich fort (Abb. 3). Es ergibt sich die Frage nach der Herkunft des Bestandes. Konnte zunächst vermutet werden, dass er auf Gartenabfälle zurückzuführen ist, muß jetzt eher angenommen werden, dass ursprünglich ein geschlossenes Vorkommen bestand , was beim Erstbau der Straße von Westerhausen nach Harsleben durchtrennt wurde. Offen bleibt, wann und wie der vermutete primäre Bestand entstanden ist.
Die Echte Schlüsselblume
Die Echte Schlüsselblume (Primula veris) erobert den Quedlinburger Ochsenkopf zurück
Der sogenannte Ochsenkopf ist ein Hügel am Bicklingsbach. Er ist die erste Erhebung des östlich von Quedlinburg gelegenen Höhenzuges der Seweckenberge. Der Ochsenkopf wurde erst nach 1945 teilweise aufgeforstet. Dadurch gingen viele Standorte seltener Pflanzenarten verloren, z. B. auch Vorkommen des Adonisröschens. Die nach Norden geneigte Fläche wurde sicher schon immer als Ackerland bzw. immer als Wiese genutzt. Der Wiesenteil ist durch eine am Ackerland endende Geländestufe gegliedert. Ganz am Ende dieser Geländestufe überlebte ein sehr kleinflächiges Vorkommend der Echten Schlüsselblume die Veränderungen der Pflanzenwelt des Ochsenkopfes.
Über Jahrzehnte hinweg kamen hier immer nur einige Exemplare der Echten Schlüsselblume zur Blüte. In den letzten Jahren hat sich dies in einer sehr kurzen Zeitspanne erheblich verändert. Heute sind in der viele Hektar großen Rasenfläche oberhalb und unterhalb der Geländestufe zahlreiche Primel zu finden.
Was mag diese schnelle Ausbreitung bei unveränderter Landnutzung ausgelöst haben? Die Entfernung zwischen den Einzelpflanzen ist in den Randbereichen des Gesamtareals dabei teilweise noch beträchtlich, sie kann mehrere 10 m betragen. Es ergibt sich die Frage, wie die Samen, die über keinen Flugapparat verfügen, diese Entfernung überbrücken. Es lohnt sich, diese Ausbreitung einer sehr attraktiven einheimischen Pflanzenart zu beobachten. In unserer Region bevorzugt diese Primelart Halbtrockenrasen. Erleben wir hier eine nicht erwartete Auswirkung der Klimaveränderungen ? Sind Ausgangspflanzen vorhanden, ist diese Ausbreitung der Echten Schlüsselblume übrigens auch auf Gartenflächen zu beobachten.
Auf der Kuppe des Ochsenkopfes wuchs seit den 70ger Jahren auf blankem Sand eine Kiefer. Jetzt hat die Trockenheit der letzten Jahre das Leben auch dieser Kiefer beendet. Nun hat ein Sturm den Baum umgeblasen.
In der Nähe ist im gleichen Zeitraum ein Walnussbaum langsam in die Breite gewachsen.
Nie wuchsen spontan im Umfeld junge Nussbäume. Das ist jetzt der Fall.Im Schutz der abgestorbenen Kiefer kommen die ersten jungen Nussbaumsämlinge zu ihrer Entwicklung. Hier kann vor Ort der beginnende Florenwechsel erlebt werden.
Der Lerchensporn blüht
Der Lerchensporn – ein prächtiger Frühjahrsblüher
Ende März- Anfang April fällt in vielen Parkanlagen, kleinen Wäldchen, bewaldeten Bach- und Flussufern sowie Hecken der Lerchensporn mit seinen zahlreichen , etwa 20-30 cm hohen weißen oder trübpurpurnen Blütenständen auf. Bevorzugt werden dabei lehmige Böden und feuchte Standorte. In den letzten Jahren ist dabei eine erhebliche Vergrößerung der Bestände zu beobachten. Immer häufiger wandert der Lerchensporn auch in Obstwiesen und Gärten ein. Die einzelne Pflanze bildet reichlich Samen aus, die von Ameisen weit verbreitet werden. Offensichtlich profitiert der Lerchensporn dabei von den milderen Wintern der letzten Jahrzehnte. Botanisch handelt es sich um den Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava).
Er verfügt über eine hohle Knolle, die im Boden verborgen ist und einen Durchmesser von ca. 3-4 cm erreicht. Der Hohle Lerchensporn ist ein mitteleuropäisches Florenelement. Sein Verbreitungsgebiet deckt sich mit dem Areal der Buchen, er meidet aber den atlantischen Küstenbereich. Die Lerchensporne sind eine sehr artenreiche Gattung der Familie der Mohngewächse. In Sachsen - Anhalt sind noch 3 weitere Lerchenspornarten zu finden. Dazu gehört der deutlich kleinere (Höhe 10- 15 cm) mittlere Lerchensporn (C. intermedia) mit oft nur 2 trübpurpurfarbenen Blüten. Diese mitteleuopäische Art ist viel weniger häufig anzutreffen als der Hohle Lerchensporn. Im Westen Deutschlands kommt sie nur gelegentlich vor. Auf der Südseite der Quedlinburger Altenburg ist ein großer Bestand dieses Lerchensporns zu finden. Eine weitere Art ist der Zwerglerchensporn (C. pumila) , der etwas größer als der mittlere Lerchensporn ist und dessen 4- 6 Blüten dicht gedrängt zusammen stehen. Diese Art kommt abgesehen von Vorkommen an der Oder nur im mittleren Sachsen-Anhalt vor. Er fehlt der Vorharzregion, ist aber als östliche Art im Raum Freckleben vorhanden.
Mittlerer Lerchensporn (Bild: N. Rußwurm) Zwerglerchensporn (Bild: N. Rußwurm)
Schließlich gibt es bei uns noch den Gefingerten Lerchensporn (C. solida), der in Sachsen-Anhalt nicht einheimisch ist, aber vermutlich vor langer Zeit angepflanzte stabile Vorkommen aufweist. Die Art ist im Westen Deutschlands einheimisch, kommt aber vor allem in Südeuropa vor. Aus den Karpaten stammen sehr farbkräftige ( vor allem rote Töne) und blütenreiche Formen, die 15- 20 cm hoch werden, und als Sorten zunehmenden Eingang in die Frühjahrsgärten finden. Hier kann durch Versamung eine schnelle Ausbreitung erfolgen. Es ist damit zu rechnen, dass diese südeuropäischen Formen in den nächsten Jahren als Adventivart bei uns auftreten werden.
Gefingerter Lerchensporn Gartenformen des gefingerten Lerchensporns
Die genannten Lerchenspornarten können durch die Art der Blütentragblätter leicht unterschieden werden:
Gefingerte Blütentragblätter: C. solida und C.pumila Ganzrandige Blütentragblätter: C. cava und C. intermedia.
C. intermedia weist im Unterschied zu den anderen Arten am Stängel ein großes Niederblatt auf.
Märzenbecherstandort vernichtet
Verstoß gegen Naturschutzgesetz
Viele Naturfreunde kennen den großen Märzenbecherbestand unweit des sogenannten Schirms im Bereich der Kuckhornwiese – ganz in der Nähe zum Naturschutzgebiet Burgesroth-Bruchholz und zum Naturschutzgebiet Oberes Selketal (und Nebentäler). Bei diesem Vorkommen handelt es sich um ein isoliertes Einzelvorkommen in einem Erlenbruch. Dieser Erlenbruchwald ist nach § 30 BNatSchG und § 22 NatSchG LSA gesetzlich geschützt. Am Rande dieses Erlenbruches führt vom Schirm kommend in Richtung Ballenstedt der Eierkuchenweg vorbei. Der Märzenbecher selber ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Er darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Dementsprechend dürfen Märzenbecherstandorte auch nicht vernichtet werden.
Die folgende Abbildung zeigt diesen Märzenbecherbestand im Jahr März 2019. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Fichten in Randbereichen des Erlenbruchs von Windbruch betroffen. Der Erlenbruch selber ist intakt.
Jetzt im März 2022 zeigt sich das nachstehende Bild. Der Erlenbruchwald ist weitgehend zerstört. Der Märzenbecherstandort wurde vernichtet.
Wie konnte dies geschehen ? Die Forstfläche gehört einem privaten Waldbesitzer. Mit schwerer Technik (Schiebeschild) wurde in einem breiten Streifen der gesamte Bruchwaldbestand beseitigt und die Holz- und Erdmassen zu hohen Wällen aufgetürmt. Dafür hat keine Notwendigkeit bestanden, denn im Bruchwaldbereich stockten keine Fichten. Diese Vernichtungsarbeit wurde offensichtlich nach dem April 2021 durchgeführt. In einem Randbereich haben nur wenige Märzenbecherpflanzen überlebt.
Auf dem feuchten Sumpfboden liegen noch vereinzelte freigeschobene Zwiebeln. Der Wasserhaushalt des Bruch-waldes ist vermutlich irreversibel gestört.
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Es ergibt sich die Frage, weshalb dieses Vernichtungswerk geschehen ist. Alle Naturfreunde sollten sich das Zerstörungswerk ansehen und mit dazu beitragen, dass Derartiges zukünftig nicht mehr geschehen kann. |
Kamelhalsfliegen
Kamelhalsfliegen und ihre Verwandtschaft
Zum Insekt des Jahres2022 wurde die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege (Venustoraphidia nigricollis) ausgewählt.
Die Kamelhalsfliegen, wissenschaftlich Raphidioptera genannt, sind geflügelte Insekten, aber keine Fliegen (Diptera)! Im Vergleich zu anderen Insektenordnungen sind sie eine recht kleine und wenig bekannte Insektengruppe und in Deutschland mit lediglich 10 Arten vertreten.
Auf Grund ihrer auffälligen Flügeläderung zählt man sie zur Gruppe der Netzflüglerartigen. Zu dieser Gruppe gehören weiterhin die eigentlichen Netzflügler (Neuroptera), wie z. B. Florfliegen oder Schmetterlingshafte. Weiterhin sind die sogenannten Großflügler (Megaloptera), wie z. B. die Schlamm- oder Wasserflorfliegen zugehörig.
Schmetterlingshafte Schlammfliege
Florfliege Kamelhalsfliege , eine Laus fressend.
Die meisten Arten der Kamelhalsfliegen sind weniger als 2 cm lang. Bei näherer Betrachtung fällt das stark verlängerte vordere Brustsegment und der lange, flache Kopf auf. Beide sind sehr beweglich und werden oft über der Körperebene gehalten, womit sich die Namensgebung dieser Tiere erklärt. Die Komplexaugen sind halbkugelig und liegen vorn am Kopf. Ihre 4 durchsichtigen Flügel sind dunkel geädert. In der Ruhestellung werden sie dachartig über dem meist dunkel gefärbtem Körper getragen. An den Weibchen fällt die fast körperlange, biegsame Legeröhre am Hinterleibsende auf. Wie aus Fossilfunden und Bernsteineinschlüssen bekannt, lebten Kamelhalsfliegen mit ihrer charakteristischen Form schon zur Zeit der Saurier und haben sich seitdem nur wenig verändert.
Die Kamelhalsfliegen sind tagaktiv und fliegen im späten Frühjahr, etwa Mai bis Juni. Ihr Lebensraum ist das Blattwerk von Büschen und Bäumen bis zum Kronenbereich. Sie ernähren sich räuberisch, vorwiegen von Blattläusen. Auch ihre langgestreckten Larven jagen, meist an der Baumrinde, Blattläuse und andere kleine Insekten und ihre Stadien. Durch deren Vertilgen wie z. B. von Larven und Käfern des Borkenkäfers oder Eiern forstschädlicher Schmetterlinge, sind es für den Forstschutz sehr nützliche Insekten.
Die Larvenentwicklung dauert meist 2 bis 3 Jahre mit zwischen 9 und 15 Häutungen, bevor sie sich in Rindenspalten verpuppen und im Frühjahr schlüpfen.
Die erwachsenen Tiere leben nur wenige Wochen, in denen sie sich paaren und ihre Eier ablegen müssen.
Abb.: Dr. E. Schliephake