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Interessengemeinschaft Saatguttradition im Kultur- und Heimatverein Quedlinburg e.V.                     27.01.2021

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Die IG Saatguttradition hat nach den Veröffentlichungen zu der Gründung des neuen Landesinstituts in der Presse folgende Mitteilung an die maßgebenden Stellen des Landes zur Forschungsplanung auf historischem Gebiet sowie an die Mitteldeutsche Zeitung und die Volksstimme abgeschickt.

Standpunkt zu den Aufgaben des neuen Institutes für Landesgeschichte Sachsen-Anhalt

Die Gründung eines eigenen Landesinstituts in so einer geschichtsträchtigen Region wie unserer ist nur zu begrüßen.

Wie aus den bisherigen knappen Verlautbarungen dazu ersichtlich ist, soll bevorzugt die Geschichte der Askanier erforscht und publiziert werden. Diese ist sicherlich eine sehr bedeutende Wurzel für das historische Verständnis vom eigenen Bundesland und deshalb verständlich.

Die verantwortlichen Stellen im Lande sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass sich historische Forschung, Bewahrung des soziokulturellen Erbes und Traditionspflege für Sachsen-Anhalt nicht nur auf die großen Adelsdynastien der Vergangenheit wie die Askanier und Ottonen, vielleicht auch noch auf solche Highlights wie Bauhaus, Naumburger Dom, Luthergedenkstätten und Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft, beschränken dürfen.

Vielmehr waren in den Gebieten, die heute unser Bundesland bilden, in der jüngeren Geschichte hervorragende Leistungen in Wissenschaft und Wirtschaft zu verzeichnen, die ihrerseits durchaus mit einer Identifizierung der Bevölkerung mit der Region einhergegangen sind.  Dabei sollte man aber nicht nur an die hervorragenden Errungenschaften der Industrie im Chemiedreieck oder etwa im Magdeburger Maschinenbau denken.

Es ist ebenso bedeutend, was auf der Grundlage bevorzugter natürlicher Bedingungen Landwirte, Agrarunternehmer, Züchter und Wissenschaftler im 19. und 20. Jahrhundert in ihren Unternehmen und Instituten geschaffen haben. Diese Leistungen in der Landwirtschaft allgemein, aber speziell in Saatzucht, Samenbau und Zuckerindustrie in der Nordharzregion und der Börde,  haben sehr zum wirtschaftlichen Aufblühen unsere Region in dieser Epoche beigetragen und können durchaus als Alleinstellungsmerkmal in Deutschland und Europa betrachtet werden. Bauliche Zeugnisse aus dieser Zeit prägen noch heute häufig die Siedlungsstruktur oder Ortsbilder in der Region. Die Errungenschaften und Tätigkeit früherer Generationen in diesem Wirtschaftszweig wurden nicht nur während der DDR-Epoche mit einigem Erfolg fortgeführt, sondern legten letztendlich die Grundlage dafür, dass sich unser Bundesland nach der Wiedervereinigung mit einer leistungsstarken Landwirtschaft, modernen Zuckerfabriken, mehreren auf Bundesebene führenden Instituten und konkurrenzfähigen privaten Saatzuchtbetrieben eine beachtliche Stellung in der Bundesrepublik und darüber hinaus erworben hat.

Zu dieser einmaligen Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte, also auch für die der Saatzucht in und um Quedlinburg, Aschersleben und Kleinwanzleben, gibt es einen riesigen,  weitgehend unerschlossenen Fundus an Dokumentationen und Sachzeugnissen. Dieser befindet sich nach dem Zusammenbruch von Betrieben und Institutionen der DDR Anfang der  90-er Jahre nicht nur in Archiven und Museen(und hier vor allem im Dornröschenschlaf), sondern vielfach noch in privater Hand.

Zwar widmen sich einige lokale Museen,  auch ambitionierte Vereine oder Amateurforscher der Bewahrung oder Erforschung einzelner Aspekte der damit verbundenen Historie. Eine systematische  wissenschaftliche Aufarbeitung können sie aber nicht leisten. Zudem tickt auch bei ihnen die biologische Uhr, und es steht zu befürchten, dass mit diesen Enthusiasten auch ihr Wissen und ihr Fundus verloren geht.

In Quedlinburg hat sich die Interessengemeinschaft Saatguttradition zusammen mit der Stadtverwaltung in den letzten Jahren bemüht, auf lokaler Ebene wenigstens Lösungen zur Bewahrung historischen Schriftgutes zu finden. Im Rahmen  der ehrenamtlichen Vereinsarbeit wird mit diesen Quellen gearbeitet und daraus publiziert. Ein Depot zu Sicherung historischer Technik des Samenbaus konnte leider noch nicht bereitgestellt werden. Alle diese Bemühungen bleiben ohnehin vor dem oben dargestellten Hintergrund fragmentarisch.

Es ist in diesem Zusammenhang sehr bedauerlich, dass es in keiner der beiden Universitäten des Landes einen Lehrstuhl gibt, der sich mit agrarhistorischen Forschungen in den o.a. Richtungen beschäftigt. Da das Ganze sicherlich kein Einzelproblem ist, wäre es also sehr wünschenswert, wenn sich die Universitäten oder eben das neue Landesinstitut diesem Thema schwerpunktmäßig zuwenden würden.

Wir möchten allen Einrichtungen, denen wir dieses Statement zuleiten, darum bitten, dass sie sich im Rahmen ihrer Aufgabenstellungen, Verbindungen und Einflussmöglichkeiten dafür einsetzen.

 Hartmut Klein, Sprecher der IG Saatguttradition Quedlinburg

Telefon 03946-5198703; email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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Informationen zu unserer Tätigkeit entnehmen Sie bitte unserer website:

www.khv-quedlinburg.de/index.php/saatguttradition

 

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