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In der Festschrift „150 Jahre Samenzucht in Eisleben“ (Siebecke & Ohnmacht, 1997) wird auf die Einflüsse des Regenschattens des Harzes für die Saatgutwirtschaft und die Rolle der Bodenstruktur hingewiesen. Faktoren, die schon im 18. Jahrhundert Quedlinburger Kunst- und Handelsgärtner unter der feudalen Herrschaft des Reichsstiftes befähigten, den Samenbau als den prägenden einheimischen Wirtschaftszweig zu etablieren. Doch welche Verbindung bestand zwischen dem Eislebener Samenzüchter Friedrich August Haubner und Köthen bzw. Quedlinburg?

Friedrich August Haubner, am 24.03.1817 in Eisleben geboren, erwarb schon als Kind erste gartenbauliche Kenntnisse im väterlichen Betrieb. Wie damals üblich, erweiterte er sein berufliches Wissen bei anderen Lehrherren in den Staaten des Deutschen Bundes. In der „Fürstlich-Anhaltinischen Schloßgärtnerei“ in Köthen (Anhalt) erlernte er von 1837 bis 1840 den Gärtnerberuf. In dieser Zeit besuchte er auch die Wörlitzer Kunstgärten. Die Köthener Fürsten hatten rings um das Schloss zuerst eine typisch barocke Gartenanlage anlegen lassen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde diese in einen Park mit zahlreichen ausländischen Bäumen umgestaltet. Die Ansicht von Merian oder eines seiner Schüler von 1600 zeigte eine imposante, weitläufig gestaltete Anlage. Die Orangerie am ehemaligen Springtor, 1865 abgerissen, diente gleichzeitig als Theater. Östlich davon am nördlichen Rand des Schlossparkes stand das 1785 erbaute Gewächshaus. Dort wird August Haubner wohl besonders seine Kenntnisse in der Pflanzenkultivierung vertieft haben. Robert Schulze beschreibt das Gewächshaus als „stimmungsvollen Bau, der aus zwei mächtigen, sich nach oben verjüngenden Türmen mit gewaltigen Hohlkehlengesimsen und geschwungenen, schiefergedeckten Hauben bestand, zwischen denen der mit sprossengeteilten Glasflächen versehene Mittelbau stand“. 1913 kam der Abriss und der Ersatz durch das Dürerhaus am gleichen Platz. Daran anschließend steht auch heute noch das ehemalige Hofgärtnerhaus. Über Details seines Aufenthaltes ist leider nichts bekannt. Nach der dreijährigen Lehrzeit in Köthen ging Haubner auf die Walz (Siebecke & Ohnmacht, 1997). Von Spandau, wo er zunächst seine Kräuterkenntnisse vertiefte, wechselte er nach Charlottenburg und von dort in die Königliche Schloßgärtnerei Sanssouci. Als weitere Stationen seiner Wanderjahre sind Frankfurt/Main und Hamburg bekannt. Angaben zu seinen Lehrmeistern gibt es nicht. Bei seiner Rückkehr in Eisleben hatte er wohl zu viel neue Eindrücke mitgebracht und verließ sein Vaterhaus, um selbständig zu werden. Am 13. November 1847 gründete er in Eisleben seine eigene Firma im Samengeschäft. Gurken-, Möhren- und Zwiebelsaatgut wurde in bester Qualität produziert. Haubner züchtete selbst auch neue Sorten. Mit eigenen und zugekauften Sorten baute er ein großes, umfassendes Sortiment auf, das in den Preisverzeichnissen dokumentiert ist. Und Quedlinburg? Mit den Firmen Dippe, Mette und Keilholz unterhielt er enge Handelsbeziehungen, aber auch mit dem Erfurter Saatzucht-Unternehmen Benary. Haubners Firma wurde von seinen Söhnen fortgeführt. 1901 verstarb er im hohen Alter in Eisleben. In der DDR wurden die Firmengebäude als Zuchtstation genutzt und existieren heute noch.

Festschrift S4 5

GWH Koethen 1

Literatur:

Robert Schulze (1923) Köthen, 6. Aufl., im Selbstverlag, S. 204 und Abbildung Gewächshaus im Schloßgarten

Elke Siebecke, Dr. Bernhard Ohnmacht (1997) Festschrift 150 Jahre Samenzucht in Eisleben. Von den Anfängen zur Gegenwart, S. 4ff

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