Kopf Verein

(Fotos: "Sammlung Mittelstaedt")

1. Kulturpolitik ist allzeit und überall Sozialpolitik

Der Geist des menschlichen Handelns hat auch allzeit die Sozialkultur unserer Mittelstadt Quedlinburg "durch Existenzen lebendig strukturiert". Solchem Handeln ist die Quedlinburgkultur gefolgt. Die ganze Quedlinburggeschichte baut darauf auf und macht sichtbar:

Auch 2013 befördert Quedlinburg mit seinen geistigen und materiellen Werten die öffentlichen Kulturkommunikations-Höhepunkte unserer Nation.

Quedlinburger Burgberg in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts im Luftbild von Nordosten im Kranz seiner Nordharz-Kulturlandschaft gesehen

Diese Höhepunkte sind für unsere Kulturheimat u.a.:

18. Oktober 2013 - Haupterinnerungstag im 200. Gedenkjahr an die "Völkerschlacht von Leipzig". Mit der Niederlage Napoleons wurde Europa neu geordnet und Quedlinburg endgültig preußische Stadt.

19. September 2013 - 20. Jahrestag der Wiedervereinigung des Quedlinburger Domschatzes - Das Domschatzerbe ist ein nationales Symbol auf dem Weg zur Einheit unserer Nation.

08. September 2013 - Bundesweiter Tag des offenen Denkmals. Der Tag widmet sich dem Motto: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale ?" Quedlinburgs Saatzuchtdenkmale stellen wir dabei in den Mittelpunkt.

 

Unser Kultur- und Heimatverein Quedlinburg beteiligt sich wiederum aktuell mit seiner realisierbaren Kulturkommunikation mit öffentlicher Ansprache. Das Thema „Unbequeme Denkmale“ steht dazu nachfolgend im Mittelpunkt.

 

2. Eine Kulturmanagement-Ausgangssituation

Der im Mai 2013 öffentlich gemachte Managementplan "UNESCO-Weltkulturerbe Quedlinburg" will als Planungsinstrument "Managementplan" drei Kriterien erfüllen:

- Er sammelt Forschungsergebnisse und wird somit zum wissenschaftlich kartographisch begründeten und verlinktem Nachschlagewerk zur Ordnung, Erfassung und Bewertung (objektbezogen) des Welterbebestandes Quedlinburg.

- Er integriert Planungs- und Handlungskonzept und legt Ziele und Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege, zur Nutzung und zur Entwicklung der Welterbestätte fest. Er besitzt Rechtsverbindlichkeit und wird ein vereinbartes Konfliktmanagement enthalten.

- Er soll in einer internetbasierten Datenbank (mit abgestuften Zugriffsrechten) alle Grundlagen, Ziele und Maßnahmen zum Schutz und Erhalt, zur Nutzung, zur Pflege und zur weiteren Entwicklung des Welterbes Quedlinburg erfassen und als integriertes Planungs- und Handlungskonzept alle wichtigen Themen von Stadterneuerung, Denkmalpflege, Wirtschaft, Tourismus, Wohnen sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bildung fortschreibbar und nutzergerecht sowie graphisch aufbereitet umfassen.

In August- und Septemberbeiträgen 2013 erfolgen abgleichend zum Welterbemanagementplan Aussagen zur öffentlichen Vereins-Ansprache:
Sind unsere einst weltbedeutenden Saatzucht - Stadtquartiere "zu unbequemen Kulturdenkmalen Quedlinburgs durch sozial-kulturelle Entsorgung" abgestiegen?

 

3. Eine Quedlinburger Saatzucht-Bildreise mit Texterläuterungen

Quedlinburg, einstige Weltmetropole des Samenbaus und der Gartenkunst

Vor 100 Jahren, am Ende des 19. Jahrhunderts, erreichte Quedlinburg im Gärtnereiwesen und in der Samenzucht mit dem Schwerpunkt Blumenzucht Weltgeltung. Heute kämpft die Quedlinburger Saatgutindustrie um einen Neuanfang.

 

Nach der Niederlage Napoleons 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das »Territorium Quedlinburg« mit Wirkung vom 30. April 1815 Teil des Kreises Aschersleben der neugeschaffenen preußischen Provinz Sachsen, zu deren Hauptstadt Magdeburg gekürt worden war. Als die Stadt Quedlinburg am 1. Juli 1816 Sitz des Landrates des neustrukturierten Kreises Aschersleben-Quedlinburg wurde, begann ihre bis zum 30. Juni 2007 ununterbrochene Kreishauptstadtfunktion. Die Keimzelle der Stadt, das einst mächtige Reichsstift, war zwischenzeitlich in der »Preußischen Stadt Quedlinburg« aufgegangen.

Im 18. Jahrhundert hatte sich in der 30.000-Morgen-Gemarkung Quedlinburg der Gärtnereibetrieb mit intensiver Samenzucht entwickelt. Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert größter Samenproduzent Deutschlands und als Zentrum der Samenzucht neben Erfurt Mittelpunkt der nationalen Pflanzenzüchtung. Sein Ruf als Blumenstadt war ein weltweiter.

Die stürmische Entwicklung von Saatzucht, Samenhandel und Industrie beförderte in der zwischenzeitlich auf 25.000 Einwohner gewachsenen Stadt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eine Modernität in der Stadtentwicklung, die ihren Niederschlag in Stadterweiterungen in der Heiligegeiststraße (zum »Modernen Kulturforum Quedlinburg«) und in Richtung Süden (Süderstadt) fand. Das Weichbild der Stadt und die Altstadtgrenzen wurden geprägt durch beeindruckende Quartiere des Jugendstils und der Gründerzeit, erschlossen durch das moderne Verkehrswesen von Eisenbahn und Kunststraßen. Die historische Altstadt blieb erhalten, da sie vom Bauen der Moderne nur gestreift wurde.

Der Preußenadler im Schweifgiebel über dem Haupteingang
des Kreishauses erinnert an die »preußische Geburt« Quedlinburgs vom 26. August 1802.

Im Zweiten Weltkrieg unzerstört geblieben, nahm die mittlerweile 30.000-Einwohner-Stadt kurzzeitig viele Flüchtlinge auf (1945: 36.000 Einwohner) und wuchs zu DDR-Zeiten wirtschaftlich und kulturell rasch. Sie wurde ein Zentrum der Blumen-und Saatzucht in Osteuropa. Notwendige Neubauprogramme gingen allerdings zu Lasten der historischen Altstadt, diezunehmend verfiel und in den 80er Jahren in einem ersten Teilabschnitt abgerissen wurde, um industriell gefertigten Ersatzneubauten Platz zu machen. Die Zeitspanne 1989/90 wurde für Gesamt-Deutschland ein »Geschenk der Geschichte«.

Die 1944 »durch Verschrottung entsorgte« Blumengöttin Flora grüßt wieder. Seit dem 31. Mai 2001 steht sie dank einer eindrucksvollen Bürgerinitiative neu auf einem Sockel auf dem Bahnhofsvorplatz, erinnernd an die Quedlinburger Blumenstadttradition.

 

Als »gewendete Stadt« im wiedervereinigten Deutschland, aber mit dem Verfall seiner Samen- und Pflanzenzucht

Mit der Länderneugründung vom Juli 1990 auf dem Gebiet der DDR wurden Kreis und Stadt Quedlinburg (1989: 28.500 Einwohner) dem »Neuen Bundesland Sachsen-Anhalt« mit der Landeshauptstadt Magdeburg zugeordnet. Die politische Wende von 1989 und das Geschenk der Wiedervereinigung Deutschlands vom 3. Oktober 1990 eröffnete auch Quedlinburg Chancen einer kulturellen und wirtschaftlichen Renaissance.

Noch zu DDR-Zeiten geplante weitere Abrisse von Teilen der Altstadt wurden verhindert, der Verfall aufgehalten. Förderprogramme ermöglichen seitdem komplexe Sanierung und Modernisierung der denkmalgeschützten Altstadt. Die früher florierenden städtischen Gewerbe, wie Mess- und Regeltechnik sowie Metallverarbeitung und Samen- und Pflanzenzucht, verfielen jedoch mit der Einführung der Marktwirtschaft, die keine Arbeitsplatzalternativen entwickeln konnte. Marktwirtschaftliche Deindustrialisierungen und Kommerzialisierungen schafften keine »blühenden Landschaften«. In der Folge sank die Einwohnerzahl auf etwa 21.000.

Die Quedlinburger Baukultur der Gründerzeit beruht auf der damaligen Wirtschaftskraft der Stadt, die dem Ort den Ruf als größter
Samenproduzent Deutschlands gab.
1994, anläßlich des 1000. Bürgerstadt-Geburtstages, erinnerte Quedlinburg an seinen einst weltweiten Ruf als Saatzucht- und Blumenstadt.

 

Der Quedlinburger Schlossberg in der blumengeschmückten Nordwest-Ansicht

 

Quedlinburg war einst Deutschlands Blumenstadt

Quedlinburg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Inmitten farbenprächtiger Blumenfelder erhebt sich auf hohem Sandsteinfels das alte Schloss der Kaiserstadt Quedlinburg. Wohl selten birgt eine Stadt eine solche Fülle von Erinnerungen und Denkmäler an vergangene Zeiten. Als Blumenstadt steht Quedlinburg mit an erster Stelle. Gemüse-, Blumen- und Zuckerrübensamen sind weithin bekannt und begehrt. Auch Handel und Industrie sind zahlreich vertreten. Die Stadt hat 28.000 Einwohner.

Die einst riesigen Blumenfelder vor den Toren der Stadt waren die gewerbliche Visitenkarte der Stadt.

 

 

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