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Nashornkäfer finden in großen Komposthaufen  den notwendigen Lebensraum

Der Nashornkäfer Oryctes nasicornis (Linnaeus, 1758) ist eine auffallend große Käferart und der einzige Vertreter aus der Familie der Riesenkäfer in Mitteleuropa. Er ist 25-40 mm lang, kastanienbraun glänzend gefärbt mit hell rotbrauner Behaarung an der Unterseite. Die Männchen mit dem starken, nach hinten gebogenem Horn auf dem Kopf geben der Art ihren Namen.Nashornkaefer klein

 Der Nashornkäfer lebte ursprünglich in lichten Laubwäldern. Seine engerlingartigen Larven entwickeln sich im Totholz von Laubbäumen, in Stubben, abgestorbenen Wurzeln oder in Baumhöhlen mit Mulm.

Mit dem im frühen Mittelalter weit verbreiteten Handwerk der Lohgerbereien nutzten die Nashornkäfer auch die Abfallhaufen der Eichenlohe, aber auch gern Sägemehlhaufen. Seit dem 20. Jhd. und dem fortschreitenden Raubbau der Laubwälder findet die Entwicklung überwiegend in Komposthaufen der Gärtnereien sowie in Dunggruben der Bauernhöfe statt. Deshalb finden wir heute Nashornkäfer in Siedlungsgebieten, in Gärtnereien, Kleingärten, Sägewerken, Kompostieranlagen, also überall da, wo geeignetes Entwicklungssubstrat für die Larven vorhanden ist.

LarveDie Larven benötigen für ihre Entwicklung Zellulose. Diese wird im Enddarm (im Bild der dunkle Hinterlaib) abgebaut. Die chemischen Bindungen der Zellulosemoleküle werden hier durch symbiotische  Bakterienarten aufgeschlossen. Durch diese weitgehende Einstellung auf Entwicklungssubstrate, die eng mit dem Wirken des Menschen verbunden sind, kann diese Art als Kulturfolger angesehen werden. Trotzdem sieht man den Käfer relativ selten: Die Larvenentwicklung dauert 3-5 Jahre. Die Verpuppung erfolgt in einem Kokon, der aus Erde und Holzstückchen zusammengeklebt ist. Die Käfer erscheinen normalerweise im Spätfrühling und sind dämmerungsaktiv. Sie leben nur wenige Wochen.

Die hier abgebildeten Tiere wurden Ende Februar 2021 in einem Komposthaufen im Quedlinburger Stadtgebiet entdeckt.

Aufgrund der Lebensweise in verrottenden  Vegetabilien, in denen Temperaturen herrschen, die stets höher als in der Umgebung sind, scheint die Art nicht mehr fest an ihren ursprünglichen Entwicklungsrhythmus gebunden, so dass frisch entwickelte Imagines schon im zeitigen Frühjahr, ja sogar im Winter gefunden werden können!

Der Nashornkäfer ist nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.

(Alle Fotos: Horst Rudolph)

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