Ergebnisse der Erfassung blühender Pflanzen im August 2022
Die Herbstwendelorchis (Spiranthes spiralis) ist ein besonderes Kleinod unserer heimatlichen Orchideen-Flora.
Ein Blick auf die Verbreitungskarte Deutschland (FloraWeb) dieser sehr seltenen Art zeigt, dass diese Orchidee im mittleren Deutschland im Aussterben begriffen ist. Neben Verbreitungsschwerpunkten in Bayern weist Spiranthes spiralis nur im Nordharzvorland und insbesondere im Raum Rieder-Ballenstedt beachtliche Vorkommen auf. In 6 Bundesländern ist die Art ausgestorben. Die Herbstwendelorchis ist eine typische Pflanzenart des Mittelmeerraumes. Mit der Ausbreitung der Wander-Schafhutung auch in Mitteleuropa ist diese Orchideenart als Kulturfolger bei uns eingewandert. Unterbleibt eine an die Ansprüche von Spirantes spiralis angepaßte Schafhutung, droht ein Aussterben dieser Art. Spiranthes spirales bildet ab Ende der Blütezeit im September Blattrosetten aus, die den Winter überdauern und sich bei ausreichender Frühjahrsfeuchte bis zum Einsetzen der Sommertrockenheit optimal entwickeln und dann absterben. Sommerniederschläge regen nach einer Ruhepause zum Austrieb der Blütenstände an. Es ergibt sich die Frage, wie diese Art bei uns mit den Temperatur- und Niederschlagsbedingungen der letzten Jahre zurechtkommt. Die diesjährige Zählung blühender Pflanzen hat ergeben, dass gegenüber den Vorjahren mit 20 bis 40 % ein deutlicher Rückgang der Anzahl blühender Pflanzen zu verzeichnen ist. Dies ist eine starke Reaktion auf die extreme Frühjahrs- und Sommertrockenheit insbesondere des Jahres 2022.
Es ist bekannt geworden, dass die Schafhutung in den Vorkommensgebieten zukünftig unterbleiben könnte. Dies würde die Vorkommen von Spiranthes spiralis allerdings stärker in ihrem Fortbestehen gefährden als die gegenwärtige Tendenz einer Reduzierung der Niederschlagsmenge in der Vegetationszeit. Die hohen Sommer-Temperaturen dieses Jahres stellen vermutlich keinen entscheidenden Negativfaktor für die Herbstwendelorchis dar
Bild: Norbert Rußwurm/ E. Schliephake