Mit Sommerbeginn sieht man am Wegesrand öfters auffällig schwarz-rot gefärbte Insekten, die an Kräutern und Gräsern sitzen. Es ist meist die Gemeine Blutzikaden (Cercopis vulnerata). Blutzikaden (Cercopidae) sind eine Familie der Rundkopfzikaden (Cicadomorpha) und weltweit verbreitet, man kennt etwa 140 Gattungen mit ca. 1350 Arten. Für Deutschland sind 5 Arten aus den Gattungen Cercopis und Haematoloma bekannt.
Ihren Namen haben die Blutzikaden von der leuchtend roten Zeichnung der schwarzen Vorderflügeldecken (Elytren) der erwachsenen Tiere. Werden Blutzikaden gestört, so können sie bis 70 cm springen und fliegen davon. Die auffällige Färbung der Blutzikaden, zusammen mit ihrem „unbesorgten“ Verhalten lässt vermuten, dass dieses auffällige Farbkombination eine Warntracht ist und sie chemische Inhaltsstoffe besitzen, die sie zumindest für einige Insektenfresser ungenießbar machen.
Die häufigste Art der Blutzikade in Deutschland die Gemeine Blutzikade (Cercopis vulnerata).Sie ist mit durchschnittlich 9,5 bis 10,5 mm für heimische Zikaden relativ groß. Kopf , Brust und Beine sind glänzend schwarz. Neben den großen Facettenaugen besitzen sie auf dem Scheitel zwei Punktaugen. Die Fühler sind kurz und borstenförmig Die Vorderflügel tragen zwei rote, abgegrenzte Flecken und eine Querbinde. Die unter den Vorderflügeln liegenden Hinterflügel sind bräunlich und durchscheinend. Mit ihren kräftigen Hinterbeinen können sie bis zu 70 cm springen. Ein für die Blutzikaden auffälliges Merkmal ist die kräftig vorgewölbte Stirnplatte, unter der eine muskulöse Saugpumpe liegt.
Die Blutzikaden sind Xylemsauger. Sie saugen an den Gefäßen, über die das Wasser durch eine entsprechende Saugspannung aus den Wurzeln in den Spross und die Blätter transportiert wird. Das Xylem oder Holzteil genannte Gefäßsystem steht daher, im Gegensatz zu dem den Zuckersaft transportierenden Phloem, an dem viele andere Zikaden oder Blattläuse saugen, nicht unter Druck. Daher müssen die Blutszikaden kräftig saugen, um die hohe Saugspannung des Xylem zu überwinden. Der Nährstoffgehalt des Xylemsaftes ist sehr gering. Um ausreichend Nährstoffe zu erhalten, müssen die Zikaden große Mengen Saft saugen, der aber relativ schnell den Darm passiert.
Er wird regelmäßig, in kurzen Intervallen, als kleine Tröpfchen abgegeben. Die Gemeinen Blutzikade ist polyphag und hat eine breite Wirtspflanzenpalette aus verschiedenen Pflanzenfamilien.
Zur Paarung werben die Männchen mittels heftigen Flügelschlägen und einem für den Menschen unhörbaren Gesang. Während der Paarung sitzen die Partner in typischer V-förmiger Stellung nebeneinander. Die Weibchen legen die Eier mit ihrem Legestachel in Bodenspalten. Die Gemeine Blutzikade bildet nur eine Generation im Jahr,
Wenige Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Sie leben versteckt im Boden unter Steinen oder Höhlen an Wurzeln von Gräsern. Die Blutzikaden sind eine Schwestergruppe der Schaumzikaden (Aphrophoridae) und bilden wie diese Schaumnester, aber unterirdisch. In ihren Nestern sind die Larven geschützt vor Austrocknung und Temperaturextremen. Über 5 Larvenstadien entwickeln sie sich bis zum Frühling des nächsten Jahres zu Erwachsenen. Diese erscheinen dann im Spätfrühling an der Oberfläche und saugen an verschiedensten Kräutern.
Blutzikaden sind für den Menschen völlig ungefährlich und verursachen in der Regel keine Schäden an den Pflanzen.
Fotos: Dr. E. Schliephake