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Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus)

Kennen Sie das auch? Sie machen einen Waldspaziergang, und urplötzlich steigt Ihnen ein besonderer Geruch in die Nase. Aber diesmal ist es kein Duft, sondern eher ein Gestank.Oft bleibt die Suche nach der Ursache erfolglos. Eine Stinkmorchel, auch Giftmorchel genannt, wächst oft verborgen irgendwo im Gebüsch.

Die Gemeine Stinkmorchel wurde zum Pilz des Jahres 2020 ausgewählt. Nach dem lang ersehnten Regen hat er nun seinen großen Auftritt. Vom Frühsommer bis zum Herbst ist er in Mitteleuropa zu finden. Besonders auf humusreichen Böden, in Wäldern mit Fichten, Eichen, Erlen oder Hainbuchen und in Auwäldern wächst die Gemeine Stinkmorchel häufig.

stinkmorchel klein

Die Pilzentwicklung beginnt mit einem sogenannten Hexenei. Ca. 5cm beträgt der Umfang. Das Hexenei besteht aus einem festen Körper, der in eine gallertartige Masse eingebettet ist. Sobald die Außenhaut reißt und sich das Hexenei öffnet, wächst der ca. 20cm hohe Pilz heraus. Der hohle Stiel mit seiner löchrigen Struktur ist meist strahlend weiß. Der wabenförmig strukturierte Hut ist anfangs fest und olivgrün mit einer kleinen weißen Scheibe an der Spitze. Mit zunehmender Reife verfärbt er sich schwarz und wird schleimig-flüssig. In diesem Stadium macht der Pilz seinem Namen alle Ehre und verströmt einen intensiven Aasgeruch. Für alle Fliegen, Mistkäfer und Schnecken beginnt das Festmahl. Sie vertilgen die verflüssigte Pilzmasse und verbreiten mit ihren Ausscheidungen die Sporen des Pilzes. Übrig bleibt ein hauchzartes brüchiges weißes Gebilde, was im Volksmund "Leichenfinger" genannt wird.

Angesichts des geschilderten Reifeprozesses mag man gar nicht glauben, dass die Hexeneier der Gemeinen Stinkmorchel essbar sind. Nach dem Entfernen der Außenhaut und eventuell der Gallerthülle, können sie roh oder gebraten verzehrt werden. Sie riechen und schmecken nussartig bis rettichartig.

hexenei klein

In anderen Ländern herrschen bekanntlich andere Sitten. Das trifft auch in diesem Fall zu. In der traditionellen chinesischen und japanischen Medizin finden die Hexeneier Beachtung als Vital-und Heilpilze. Gegen Gicht und Rheuma werden sie eingesetzt und finden als Aphrodisiakum zur Libido-und Potenzsteigerung begeisterte Käufer. Auch die extrem feuchtigkeitsbindende Wirkung der gallertartigen Masse, soll frisch aufgetragen, die Haut unverzüglich und stundenlang anhaltend zart und weich machen. 

Der ausgewachsene Pilz ist jedoch, schon allein wegen des unangenehmen Geruches, ungenießbar.

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