Der Sommer erfreut uns mit vielen Insekten als Blütenbesucher. Uns gefallen die vielen Schmetterlinge, Käfer, Hummeln und Bienen, die sich auf den Blüten tummeln. Fliegen dagegen finden weniger Beachtung oder werden gar ignoriert.
Aber auch sie spielen als Bestäuber eine wichtige Rolle und können eine interessante Biologie aufweisen. Ein im Hochsommer sehr häufiger Blütenbesucher ist die Igelfliege Tachina fera (L.1761). Sie wurde bereits 1761 von Linné beschrieben. Mit bis zu 14 mm ist sie deutlich größer als die uns allen bekannte Stubenfliege. Sie hat einen goldgelben Hinterleib (Abdomen) mit einem markanten dunklen Längsstrich. Die Brust, als Thorax bezeichnet, ist dunkel bis schwarz gefärbt. In der Vergrößerung zeigt sich, dass der Körper und die Beine mit langen, dunklen Borsten versehen sind, die der Igelfliege zu ihrem Namen verholfen haben. Zwischen diesen Borsten ist der Körper darüber hinaus mit feinen Haaren bedeckt. Auffallend sind auch die großen roten Komplexaugen, die aus einer Vielzahl von Einzelaugen bestehen. Sie ermöglichen, dass die Tiere ausgezeichnet sehen und schnell reagieren können. Bei dieser Art haben die Weibchen die größeren Augen. Am Kopf befindet sich ein kolbiges Fühlerpaar, das ebenfalls Borsten trägt
Die Igelfliege gehört wie alle Fliegen, aber auch die Mücken, zur Ordnung der Zweiflügler, Diptera genannt. Im Unterschied zu vielen anderen Insektenordnungen haben sie nur ein Flügelpaar. Die Hinterflügel sind zu sogenannten Schwingkölbchen reduziert, die beim Fliegen sehr schnell schwingen und anscheinend den Flug stabilisieren.
Die erwachsenen Igelfliegen ernähren sich von Blütennektar und Pollen, den sie mit ihrem „Leckrüssel“ aufnehmen. Sie sind häufig auf Blüten von Dolden- und Korbblütengewächsen zu finden. Sehr zahlreich konnten sie auf den Blütenständen von Minze beobachtet werden.
Verbreitet ist die Igelfliege weit in der Paläarktis, von Nordafrika bis Nordeuropa und östlich bis Korea und Japan.
Bemerkenswert ist ihre Vermehrungsstrategie. Die Igelfliege gehört zur Gruppe der Raupenfliegen (Tachinidae). Ihre Larven parasitieren bevorzugt die Körper von Raupen der Eulenfalter. Die weibliche Fliege legt dazu ihre Eier einzeln auf Blättern von Pflanzen ab, die Eulenraupen als Wirtspflanze dienen. Möglicherweise erkennen sie bereits von Raupen befallene Pflanzen. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven warten auf dem Blatt, bis sich eine Wirtsraupe nähert und bohren sich dann in den Wirt ein. Im Laufe ihrer Entwicklung fressen sie dann praktisch die Raupe von innen auf. Erst zur Verpuppung im Boden verlassen sie den toten Wirt.
Da viele Eulenraupen beträchtliche Fraßschäden anrichten können, sind Raupenfliegen zur biologischen Schädlingsbekämpfung, insbesondere im Forst, sehr nützlich.