Das Land ist mit Schnee bedeckt, vorbei ist das Summen und Zirpen der Insekten. Doch nicht alle Insekten sind verschwunden. Auf der Schneedecke tanzen kleine, dunkle Insekten.
Beim näheren Hinschauen erkennt man zarte, schlanke Mücken, Wintermücken genannt. Die Wintermücken aus der Familie der Trichoceridae sind erstaunlicherweise unempfindlich gegen Kälte und noch bei 0° C aktiv. Frostschutzmittel ähnliche Substanzen in ihren Zellen verhindern, dass die Körperflüssigkeit gefriert und ermöglicht noch ein Leben kurz über dem Gefrierpunkt.
In Deutschland leben 15 Arten Wintermücken. Es ist vor allem die Gattung Trichocera, die holarktisch verbreitet ist. Die häufigste Art hier ist Trichocera hiemalis. Die bis 8 mm langen Wintermücken sind grazile, langbeinige Tiere. Ebenso wie die ebenfalls zu den Zweiflüglern gehörigen Fliegen besitzen sie nur ein Flügelpaar. Ihre schwarz geäderten Flügel sind schmal und lang. Mit ihrer dunklen Färbung nutzen sie noch die geringe Strahlungswärme der Wintersonne. Die Flügeläderung ist ein wichtiges Merkmal, um die verschiedenen Wintermückenarten einzuordnen.
Das zweite Flügelpaar ist, wie bei allen Dipteren, zu winzigen Schwingkölbchen (Halteren) zurückgebildet, deren Schwingung der Flugstabilisierung dienen.
Der Hinterleib der Wintermücken ist schlank, zylindrisch und ebenfalls dunkel. Männchen und Weibchen unterscheiden sich im Hinterleibsende. Die Wintermücken besitzen sehr schlanke, lange, dunkle Beine. Durch die Flügelmuskulatur ist die Brust (Thorax) kräftig ausgebildet und überragt den Kopf deutlich. An diesem sitzen dunkle, relativ große Komplexaugen. Die feinen, nahezu körperlangen Fühler sind gegliedert und mit Härchen besetzt.
Da die Wintermücken, trotz ihres Namens, nicht zu den unbeliebten, Blut saugenden Stechmücken gehören, sondern zur Verwandtschaft der großen, aus dem Sommer bekannten Schnaken gehören, besteht auch keine Stechgefahr!
Da zu so später, winterlicher Flugzeit keine nektarspendenden Blüten mehr vorhanden sind, ist zu vermuten, dass die Mücken sich von Flüssigkeiten ernähren, die sie kapillar mit ihren Lippen auflecken. Auffällig sind ihre großen Lippentaster, die als Chemorezeptoren dienen.
Die madenähnlichen Larven entwickeln sich während des Sommers im Boden und ernähren sich von zersetzten Pflanzenresten. Im Boden verpuppen sie sich auch, bis sie zu Beginn des Winters schlüpfen.
So zeigt sich, dass im Winter nicht alles Insektenleben erloschen ist, sondern einige Spezialisten auch bei Eis und Schnee leben können.
Fotos: E. Schliephake